Gut hat er es gehabt in seinem bisherigen Leben der Herr Baron. Der Mittdreißiger hat ein stattliches Vermögen geerbt, wird von den Frauen umschwärmt und von den Männern geachtet. Doch etwas fehlt. Er kann nichts mehr empfinden. Alle seine Gefühle sind wie abgestorben, sein Herz ist wie hinter Panzerglas versteckt. Geld, Frauen oder Erfolg – alles ist ihm egal. Doch er möchte die Langeweile durchbrechen und fährt eines Sonntags zur Pferderennbahn. Zunächst lässt ihn die Hektik und das Geschrei der Menschen kalt. Doch dann bleibt sein Blick an einer rassigen Frau haften. Ungeniert hält er den Augenkontakt und beginnt zu flirten. Plötzlich betritt ein dicker Mann die Szenerie, der sich als ihr Ehemann erweist. Der Baron ist sauer und geht schnell davon. Dabei stößt er mit dem dicken Mann zusammen, dieser lässt seine Wettscheine auf den Boden fallen. Keck verdeckt der Baron einen dieser Scheine mit seinem Fuß. Der Ehemann der schönen Frau sucht vergeblich alles ab. Der Baron nimmt diesen Schein und wettet damit. Er hat unerwarteterweise großen Erfolg und plötzlich eine Menge Bargeld in der Tasche. Er schämt sich nicht für das ergaunerte Geld. Ganz im Gegenteil, die Freude über diese Grenzüberschreitung der bürgerlichen Konventionen lässt sein Herz pochen und sein Blut gerät in Wallung. Die Nacht ist noch jung und der Baron steckt voller Tatendrang. Er macht sich auf dem Weg zum Prater und gerät dort unversehens in eine Halbwelt, die ihn fasziniert. Was für eine phantastische Nacht!
Stefan Zweig erweist sich in dieser Erzählung als Meister der detaillierten Gefühlsbeschreibung. Die inneren Konflikte des Mannes werden anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Die Veränderung vom saturierten Baron zum Temperamentsbolzen wird genial dargestellt.