Herr Jensen arbeitet als Briefträger. Zehn lange Jahre trägt er die Post aus. Die regelmäßige Arbeit verleiht seinen Tagen die notwendige Struktur. Die ursprüngliche als Studentenjob gedachte Tätigkeit entwickelt sich zum einzigen Lebensinhalt. Ohne Hobbys und Freunde bedeutet die Arbeit ihm alles. Doch dann der Schock: Sein Chef kündigt ihm. Er fällt in ein tiefes Loch und verlässt kaum noch seine Wohnung. Wochentage und Tageszeiten verschwimmen langsam. Doch dann kommt er auf die Idee, das Fernsehprogramm zu analysieren. Er plant, das Geheimnis des Lebens zu entschlüsseln und leitet aus dem Verhalten der TV-Protagonisten allgemeine Regeln ab. Er stellt fest, dass er ohne Job, Freunde, Träume und Zukunftspläne nichts mit der übrigen Gesellschaft zu tun hat. Jensen schmeißt den Fernseher aus dem Fenster. Von nun verzichtet er auf die mediale Dauerbeschallung. Er lauscht den Vögel und unternimmt ausgedehnte Spaziergänge.
Jakob Hein beschreibt wie Einsamkeit und Verzweiflung das Leben des Einzelgängers bestimmen. Doch durch die frische Sprache wirkt alles nicht ganz so trist. Hein gelingt es in dieser sehr gut lesbaren Erzählung, Jensens Seelenzustand glaubwürdig darzustellen und die Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn auszuloten.